Die Rundtour beginnt in La Puebla de Roda und nimmt sofort Fahrt auf. Entlang der A-1605 geht es in Richtung Bonansa. Die Straße schmiegt sich an die Hänge der Vorpyrenäen, die Felsen leuchten am Morgen oft in Ockertönen, und in den Bachbetten glitzert das Wasser der Isábena. Auch in Bonansa bleibt die Route auf der A-1605 und folgt weiter dem Tal – flüssige Radien, enge Kehren und immer wieder Blicke auf verstreute Bergdörfer mit schiefergedeckten Dächern, überragt von romanischen Kirchtürmen – typisch für die historische Region Ribagorza.
Hinter Pont de Suert biegt die Strecke auf die N-230 ab. Diese weite Talstraße führt vorbei an Vilaller und Ester de Forcat zum Embalse de Baserca, dessen türkisfarbenes Wasser zwischen steilen Felswänden liegt. Nach dem Stausee steigt die Trasse weiter an und führt in den Tunnelkomplex, der den Übergang ins Val d’Aran markiert. Beim Verlassen des Tunnels wechselt die Szenerie schlagartig: Dichte Wälder und schroffe Gipfel des Parque Natural Posets-Maladeta dominieren das Panorama. Bald erreicht die Route Vielha, den lebhaften Hauptort des Tals, dessen Steinhäuser, Holzgalerien und die Kirche Sant Miquèu exemplarisch für die aranesische Architektur stehen.
Weiter auf der N-230 führt die Tour nordwärts hinunter nach Bossóst, einem weiteren hübschen Ort mit romanischer Kirche. Hier biegt die Strecke links ab auf die N-141 – ein wahres Kurvenparadies: Die Straße schlängelt sich mit schnellen Wechseln durch das Garonne-Tal, überquert die Grenze nach Frankreich und erreicht schließlich Bagnères-de-Luchon. Der Belle-Époque-Kurort mit seinen Thermalquellen atmet Tour-de-France-Flair; Cafés und prunkvolle Fassaden aus der Jahrhundertwende laden zu einer Pause ein.
Von Luchon aus geht es links auf die D 618, die hier als Route du Col de Peyresourde bekannt ist – ein Klassiker der Tour de France. Weit geschwungene Kehren, perfekte Übersicht und spektakuläre Panoramablicke auf die Hochpyrenäen prägen diesen Abschnitt. Nach dem Abzweig auf die D 325 (Route du Camou) wird die Straße schmaler und führt reizvoll durch Wälder und Wiesen, bevor sie in die D 225 übergeht. Über die Route de Sailhan gelangt die Tour in die Umgebung von Couret – eine ursprüngliche Kulturlandschaft mit kleinen Brücken, alten Trockensteinmauern und Heuschobern.
Vorbei an Azet senkt sich die Route auf der D 929 nach Saint-Lary-Soulan. Wintersportort im Schnee, Bergsportzentrum im Sommer – und für Motorradfahrer:innen ein idealer Ausgangspunkt in die großen Pyrenäentäler. Nun folgt die Strecke der Route d’Espagne vorbei an Aragnouet, die Bergwelt wird karger, die Gipfel rücken näher. Kurz hinter der Grenze schließt die Tour an die aragonesische Eje del Cinca an und erreicht Parzán – ein lohnender Ort für eine Pause mit Blick auf die Dreitausender des Monte-Perdido-Massivs.
Auf der Eje del Cinca führt die Route weiter talwärts durch Lafortunada und Escalona. Hier öffnet sich der Blick zur Añisclo-Schlucht im Nationalpark Ordesa y Monte Perdido – eine der spektakulärsten Kalksteinlandschaften Spaniens. Ein kurzer Abstecher wäre lohnenswert, doch die Hauptroute zieht weiter nach Aínsa. Das mittelalterliche Städtchen mit seiner weiten Plaza Mayor und der wehrhaften Burg zählt zu den schönsten historischen Ensembles der Pyrenäen, Kopfsteinpflaster und Arkaden erzählen von Jahrhunderten des Handels und der Pilgerschaft.
Ab Aínsa folgt die Route der berühmten Eje Pirenaico (N-260) – eine der schönsten Motorradstraßen der Iberischen Halbinsel. Besonders abwechslungsreich ist der Abschnitt bis Foradada del Toscar, es gibt einen Wechsel zwischen engen Felspassagen, Aussichtsbalkonen über dem Cinca und kleinen Tunneln, die sich durch den Fels bohren. In Foradada del Toscar zweigt die Strecke rechts ab auf die HU-V-9601 – ein schmaler, fein kurviger Leckerbissen – und mündet schließlich wieder in die A-1605 bis nach La Puebla de Roda.
Fazit:
Diese Pyrenäenrunde ist ein Fest für alle Sinne. Sie verbindet spektakuläre Gebirgspanoramen mit fahrerisch anspruchsvollen Straßen, kulturell bedeutsame Orte mit ursprünglichen Landschaften. Kurve reiht sich an Kurve, ohne monoton zu werden – stattdessen überrascht die Strecke immer wieder mit neuen Blicken, Perspektiven und Stimmungen. Eine Motorradtour, die nicht nur den Asphalt, sondern auch das Herz in Bewegung bringt – und deren Eindrücke weit über die letzten Kilometer hinaus nachwirken.
Der Film zur Tour




Schreibe einen Kommentar