
Die knapp 304 Kilometer lange Rundtour beginnt wieder an unserem Hotel in La Puebla de Roda und führt zunächst auf der kurvenreichen A-1605 hinab ins Tal des Río Isábena. Links und rechts ragen helle Kalkwände auf, während sich am Horizont bereits die schroffen Silhouetten der Zentralkordillere abzeichnen. Auf kaum zehn Kilometern gewinnt die Strecke schon spürbar an Höhe und eröffnet immer wieder weite Blicke auf das von Trockenmauern und Olivenhainen durchzogene Vorland.
Hinter der Abzweigung auf die HU-V-9401 Richtung Campo wird die Straße schmaler und folgt einem versteckten Seitental. Enge Kehren wechseln mit fließenden Bögen und gelegentlich blitzt tief unten das türkisfarbene Wasser des Embalse de Linsoles auf. Kurz vor Campo öffnet sich das Panorama: Im Norden thront der 3 058 Meter hohe Cotiella, dessen schneebedeckte Gipfel selbst im Frühsommer glitzern.
Ab Campo nimmt die Route die Eje Pirenaico (N-260) auf – eine der schönsten Motorradstrecken der Pyrenäen. Entlang des Río Ésera reiht sich Tunnel an Felsgalerie; in fast jedem Hangbogen locken Aussichtspunkte, von denen der Blick über das langgestreckte Embalse de Mediano schweift. Mittelalterliches Flair empfängt den Fahrer in Aínsa: Die perfekt erhaltene Plaza Mayor mit ihrer Arkadenfront ist ideal für einen kurzen Café-Stopp unter romanischen Rundbögen.
Die nächsten Kilometer bis Boltaña bleiben auf der N-260, bevor bei der Brücke über den Río Ara die spektakuläre A-1604 nach Süden abzweigt. Sie quert das Herz des Parque Natural de la Sierra y los Cañones de Guara – ein Labyrinth aus Schluchten, Karstfelsen und Wacholderheiden. Zwischen Laguarta und der verlassenen Pardina Baja de Atós klettert die Straße auf fast 1 300 Meter; der ständige Wechsel aus dichtem Steineichenwald und kahlen Felsriegeln sorgt für ein alpines Fahrgefühl. Am höchsten Punkt eröffnet sich eine fast unberührte Hochebene.
Hinter der Passhöhe fällt die Straße in sanften Schleifen Richtung Nueno, wo sie die Autovía A-23 streift. Doch die Tour bleibt der Einsamkeit treu: Über die Carretera de Apíes zieht sie an Sonnenblumenfeldern vorbei, bis eine kleine, bestens asphaltierte Nebenstraße – die Carretera de Fornillos y Barluenga – in die Kalkkessel westlich von Huesca einschwenkt. Im winzigen Barluenga lohnt sich ein Abstecher zur prähistorischen Dolmenanlage „Dolmen de Belsué“, bevor es auf der Carretera de Vadiello zum gleichnamigen Stausee weitergeht. Der smaragdgrüne Embalse de Vadielloliegt eingebettet zwischen den gewaltigen Mallos de Ligüerri, deren rotbraune Turmfelsen senkrecht in den Himmel schießen – ein Fotostopp, den kein Motorradfahrer auslässt.
Nach Loporzano windet sich die Carretera de Abiego durch Mandelhaine und Weinterrassen nach Bierge, berühmt für den Wasserfall Salto de Bierge, an dem sich Canyoning-Sportler in den Río Alcanadre stürzen. Auf der folgenden Teilstrecke nach Adahuesca säumen Steineichen-Tunnels die Piste; ein kurzer Schlenker hinüber zum Felsdorf Alquézar– UNESCO-Prädikat „schönstes Dorf Spaniens“ – bietet sich hier geradezu an.
Über die A-1229 rführt die Tour weiter in die weite Ebene des Somontano. Die Reben des D.O.-Gebiets Somontano de Barbastro begleiten den Weg bis Pozán de Vero und Barbastro, wo gotische Fassaden und moderne Tapas-Bars um Aufmerksamkeit konkurrieren. Die A-123 zieht anschließend hinauf nach Graus; die dreibogige Puente de Abajo und das bunte Plaza-Mayor-Ensemble sind ein perfekter Ort für einen letzten Espresso.
Den abschließenden Teil der Tour liefert erneut die A-1605: Von Graus folgt sie dem Río Isábena nach Norden, schlängelt sich durch enge Gorges, passiert das romanische Kloster von Obarra und erreicht schließlich wieder La Puebla de Roda. Am Ende des Tages stehen rund 4 400 Meter Gesamtanstieg und 304 Kilometer auf dem Zähler – eine Tour, die fahrerisch fordert, landschaftlich begeistert und kulturell verführt.
Die Rundtour verbindet spektakuläre Pyrenäenlandschaft mit tiefen Schluchten, mittelalterlichen Dörfern und kulturellen Highlights. Kurvige Bergstraßen, wenig Verkehr und ständig wechselnde Panoramen machen diese Strecke zu einem Erlebnis für Motorradfahrer – und zu einem unvergesslichen Erlebnis in Aragón.
Der Film zur Tour
https://my.hidrive.com/lnk/XjAP0l5rU
Folge der Tour auf Relive


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